Praxisfelder

Soziale Arbeit


 

Wenn Praktiker*innen in der Sozialen Arbeit ihr Tun beschreiben, nutzen sie gerne Begriffe des gängigen Methodenrepertoires. Diese Begriffe – wie etwa „lösungsorientiert“, „Empowerment“ oder auch „lebensweltorientiert“– scheinen für sich zu sprechen; man muss sie in der Community nicht weiter konkretisieren, sie markieren – auch nach außen – Professionalität und zeichnen das Bild einer an sozialmoralischen Idealen orientierten professionellen Praxis.  Wie derlei normative Ideale unter den spannungsreichen Widersprüchlichkeiten des beruflichen Alltagshandelns tatsächlich realisiert werden, ist noch zu selten Gegenstand der Forschung.

Insgesamt weiß man noch immer wenig darüber, wie Interaktionen zwischen Fachkräften und Zielgruppen der Sozialen Arbeit konkret ablaufen: Wie sieht das aus, wenn eine Sozialarbeiterin „empowernd“ arbeitet? Wie realisiert sich das doppelte Mandat von Hilfe und Kontrolle in den Gesprächen selbst? Wie übersetzt sich ein Fallverstehen in das konkrete Gespräch mit den Betroffenen? D.h. welcher Interaktionsstil folgt daraus, wenn verstanden wurde, warum eine Mutter so dafür kämpft, dass ihr Kind vorübergehend in einem Heim untergebracht wird?

Umfangreich ist zwar die Literatur zu den allgemeinen Methoden der Gesprächsführung in der Sozialen Arbeit; auch sind diese selbstverständlicher Teil der Aus- und Fortbildung. Nirgends ist allerdings deutlicher zu sehen, wie viele dieser gelernten Methoden – mehr oder weniger schnell – an ihre Grenzen stoßen als in der komplexen Realität der Sozialen Arbeit.

Die Gründe für diese Desillusionierung sind vielfältig: Die Methoden sind nicht selten der Psychologie entlehnt und nicht aus der direkten Beobachtung sozialarbeiterischer Praxis selbst gewonnen. Manche der gelernten Methoden widersprechen den langjährig eingespielten organisationalen Strukturen und Kulturen in der Sozialen Arbeit, manche wiederum passen nicht zu den situativen Bedingungen des Arbeitsauftrags. Nicht zu unterschätzen ist auch, dass die Zielgruppe der Sozialen Arbeit – gerade bei langjährigem Kontakt mit Institutionen – den verständigungsorientierten Interaktionsstil sehr gut kennt und ihn oberflächlich zu bedienen gelernt hat, ohne allerdings in ein Arbeitsbündnis einzutreten.

Qualitätsentwicklung in der Sozialen Arbeit beginnt deshalb idealerweise dort, wo das eigene elaborierte berufliche Selbstverständnis und Fallverstehen am tatsächlichen Handeln im Kontakt mit dem Klientel gespiegelt wird. Dort zeigt sich, wie die gelernten Methoden an der Wirklichkeit abgeschliffen oder transformiert werden und welche Folgen dies für die Zielgruppe hat, aber es zeigt sich auch, welche Interaktionsmuster in einem konkreten Handlungsfeld die gewünschte Wirkung entfalten und warum.

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